Ab wann befinde ich mich eigentlich in einer Beziehung?


Mein Beziehungsstatus?

Ich lag auf meiner Couch und schaute „Die Nanny“. Fran suchte einen Psychiater auf, der bei ihr eine Obsession diagnostizierte. Sie sei von der Ehe besessen, da sie an nichts anderes mehr denken könne. Sie solle doch bitte sich selbst schätzen lernen damit sie erkennen kann, dass sie auch ohne Trauschein ein vollwertiger Mensch ist.

Wann bin ich in einer Beziehung? Wenn ich sagen kann „wir sind ein Paar, wir sind verlobt, wir heiraten, bekommen ein Kind, bauen ein Haus.“?

Ich stehe kurz vor meinem 35 Geburtstag. Im Freundeskreis meiner Eltern gehöre ich gemeinsam mit meiner Schwester zu den einzigen Kindern, die weder verheiratet sind, noch mit einem Mann zusammenleben – geschweige denn ein Kind in Sicht ist. Die Frage:„Simone, wie sieht es denn bei dir aus?“, kenne ich bestens. Glücklicherweise bringt sie mich nicht aus dem Konzept.

Beziehung. Kind. Ehe. Können das wirklich Lebensziele sein? Sind verheiratet sein oder ein Haus haben Erkennungszeichen dafür, dass wir uns in einer Beziehung befinden? Ich sage nein!

Ziel: Beziehung. Und was dann?

Stelle ich mir meinen endlich geangelten Mann wie eine Trophäe in den Schrank, die ich zu Beginn noch fleißig putze und voller Stolz meinen Freundinnen vorführe? Oder verstaubt die Statue mit der Zeit, weil mich der Mann, mein Ziel, nicht mehr interessiert? Schließlich habe ich ihn ja.

Als Coach erlebe ich hin und wieder sowohl Frauen als auch Männer, denen schlicht und ergreifend die Idee einer Beziehung fehlt. Sie wissen in der Tiefe nicht, wieso sie beim Partner sind. Oft, da sie ihre Beziehung anhand von Äußerlichkeiten definieren. Der Ehering. Das Haus. Das Kind. Die gleichen Hobbys. Der gleiche Verein.

Sie definieren sich über das Materielle. Über das Offensichtliche. Weil es der leichteste Weg ist. Das, um was es wirklich geht, ist nicht so leicht greifbar. Manchmal ist das, was zwei Menschen miteinander verbindet, schlicht und ergreifend nicht erklärbar – ohne jegliche Logik, ohne Sinn und Verstand. Manchmal sind diese Beziehungen im Außen nicht sichtbar. Dennoch besteht zwischen beiden eine Wechselwirkung und eine Anziehungskraft, die spürbar ist.

Partnerschaften, deren Beziehung nur aus mein Mann, meine Frau, mein Haus, mein Kind (als Beweis für die Beziehung) bestehen. Hier fehlt der Inhalt.

Gemeinsam reisen. Träume haben. Sich gemeinsam entdecken, erleben und entwickeln. Vertrauen und Nähe aufbauen. Den anderen in den Wahnsinn treiben und umgekehrt. Jeder für sich ein stabiler Baum. Beide berühren sich in den Spitzen. Sie gehen gemeinsam durch Wind und Wetter. Genießen die Sonne. Suchen den Sturm. Die Bewegung. Bewegen sich beide nicht, nimmt der Sturm sie mit und richtet beträchtlichen Schaden an. Gemeinsam sich berauschen. Sich gegenseitig unterstützen. Den anderen loslassen, wenn es das Beste ist.

Eine Beziehung ist kein Ziel, die einfach mal erreicht werden kann und dann wars das.

Eine Beziehung zu führen ist eine hohe Kunst. Denn es ist mehr. Man bewegt sich aufeinander zu, stimmt sich aufeinander ab und bei Bedarf bewegt man sich wieder voneinander weg, damit zwischen Raum und Zeit neues entstehen kann. Eine Partnerschaft ist ein Tanz um eine Mitte. Ein Spiel mit dem Wind.
Weil beide wissen und spüren, sie sind gemeinsam etwas Größeres als jeder für sich alleine. 1+1=3 !!!

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TIPP | Nehme dir Zeit für dich. Lass die Leere in dir zu. Genieße es, keinen gefüllten Terminkalender zu haben. Finde für dich, gerne gemeinsam mit deinem Partner, heraus, was dich ausmacht. Was dich bewegt. Erforsche deine Tiefe. Und beantworte ganz ehrlich die Frage :“Wieso bin ich mit meinem Partner zusammen?“. Schreibe es auf. Lass es wirken. Bleib dran! Beziehungsarbeit ist ein lebenslanger Prozess und kein Sprint, der nach 5 Minuten beendet ist.

Viel Spaß beim Forschen und Entdecken.

Liebe Grüße
Simone

© Simone Kreuzer | 04.2018 | www.simone-kreuzer.com

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