Freiheit beginnt im Kopf


„Wir sind, was wir denken. Alles, was wir sind, entsteht aus unseren Gedanken. Mit unseren Gedanken formen wir die Welt.“ Buddha
  

Wie tickt unser Gehirn?

Unser Gehirn ist wie ein Computer aufgebaut. Es hat eine Festplatte, die Hardware, und Programme, sprich die Software und die Apps. Wie bei einem PC, werden Informationen in unserem Gehirn gespeichert. Informationen sind Erfahrungen, Erlebnisse, Eindrücke, Ereignisse usw.

Jedes Mal, wenn wir uns in einer bestimmten Situation wiederfinden, greift unser Gehirn automatisch auf die abgespeicherten Informationen zurück.

Das bedeutet, streiten wir uns in einer Beziehung, aus welchem Grund auch immer, und unser Gehirn gibt an uns die Info weiter, dass Streit etwas Schlechtes und Angreifendes ist, so werden wir dem entsprechend auch reagieren und handeln. Wir werden emotional, lassen uns in das Kind-Ich zurückfallen, sind beleidigt, trotzig oder gar sehr verletzend dem anderen gegenüber. Obwohl dieser für diese heftige Reaktion nicht verantwortlich ist, er löste diese lediglich aus.

Wieso das so ist? Wir schreiben zwischen unserer Geburt, meist schon viel früher, bis zu unserem siebten Lebensjahr ein sogenanntes Lebensskript, ein Drehbuch. Zu einem Drehbuch gehört immer ein Film. Der Film ist in unserem Falle das Leben.

In diesem Drehbuch steht alles, was wir erlebt haben. Es wird mit all unseren Erfahrungen gefüttert und gespeichert. Unser Betriebssystem der Persönlichkeit nimmt Gestalt an.

Alles was wir als Kinder aufsaugen, in uns aufnehmen, speichern wir ab. All die fröhlichen Stunden mit den Eltern. Das liebevolle Zuhause. Der Streit mit den Eltern, den wir miterlebt haben. Den Ärger den wir uns eingebracht haben. Der Hausarrest, weil wir uns nicht so verhalten haben, wie es von uns erwartet wurde. Scheidung der Eltern. Eltern, die keine Zeit für uns hatten. Wir uns einsam und zurückgewiesen fühlten. Als plötzlich ein Geschwisterchen dazu kam und wir nicht mehr die erste Geige spielten. Der Umzug in eine andere Stadt. Plötzlich ruhig sitzen bleiben in der Schule und erwachsen werden müssen. Erwartungsdruck. Helikoptereltern. Usw.

Wir manifestieren das ungefiltert in unserem Gehirn, ohne dies zu überprüfen. Wie nehmen dies als die Wahrheit an. Ob es stimmt oder nicht. Dies ist ein ganz normaler Vorgang bei einem Kind. Das Kind will überleben und sich schützen. In diesem Alter sind wir ausschließlich im Fühlen. Der Verstand setzt erst später ein.

Daher reagieren wir auch oft als Erwachsener völlig übertrieben, weil wir uns an einen Schmerz erinnern, den wir nie korrigiert haben. Und da liegt das Problem, welches behoben werden sollte. Unsere Gedanken, all die falsch abgespeicherten Informationen in unserem Gehirn, machen uns unfrei.

Für unsere PC`s gibt es Antivirenprogramme. Gelegentlich räumen wir unseren Laptop und das iPhone auf. Alles was überflüssig, veraltet und nicht mehr nützlich ist, wird gelöscht und neu befüllt. So sollten wir dies mit unseren Gedanken ebenfalls machen.

Die Frage ist „Wie?“

Nehmen wir das Autofahren als Beispiel. Mit 17 Jahren sind wir total aufgeregt. Endlich Führersein. Die Freiheit ruft. Wir melden uns bei der Fahrschule an und zu Beginn sitzen wir sehr unbeholfen auf dem Fahrersitz und beten, dass alles gut geht.

Mit der Zeit wird es leichter. Wir denken nicht mehr darüber nach, was wir als erstes machen. Irgendwann machen wir es automatisch. Es ist uns in Fleisch und Blut übergegangen. Die Software ist programmiert und erhält hin und wieder ein Update.

Panik kommt dann wieder auf, zumindest bei mir, wenn ich in ein Auto mit Automatik steige und ich fahren soll. Wieso? Weil ich es nicht gewohnt bin. Und ich eine Zeit brauche, mich daran zu gewöhnen. Sprich, bis mein Gehirn die entsprechende Verbindung – Synampse – wieder reaktiviert und ich auf diese zugreifen und stärken kann.

Genauso verhält es sich mit unserem Leben und unseren Gewohnheiten bzw. Gedanken.
Wollen wir etwas Neues lernen, was anderes wagen, aus der Komfortzone herausbrechen, unser Gehirn umschreiben, sprich, mit anderen Informationen füllen und überschreiben, so bedarf es vor allem zu Beginn, etwas mehr Anstrengung.

Im Grunde genommen müssen wir unserem Gehirn mitteilen, einen neuen Weg – neue Synapsen, Verbindungen im Gehirn – zu bauen. Unser Gehirn kann das. Es ist ein Organ, ein Muskel, welches trainiert werden möchte.

Aus der Fitnesswelt wissen wir, dass es gesund und förderlich ist, das Training alle sechs Wochen zu verändern. Wieso? Weil der Muskel sich an das Programm gewöhnt und weiß, was er genau tun muss. Er strengt sich nicht mehr an. Halten wir also stur an dem Trainingsplan fest, kann es passieren, dass wir falsch trainieren und dem Körper mehr Schaden zufügen.

Was das alles mit Freiheit zu tun hat?

Die Wissenschaft belegt uns, dass wir bereits mit Mitte/Ende 30 eine gewohnte Persönlichkeit sind. Wir denken gleich. Machen immer das gleiche. Die Urlaube ähneln sich. Wir versuchen mit den gleichen Gedanken Probleme zu lösen, die das Problem überhaupt erst verursacht haben.

Unser Leben verläuft nach Plan. Ist sehr vorhersehbar und angepasst. Wir gehen zur Arbeit. 40 Stunden Woche. Einmal die Woche geht es zum Sport. Das Abendessen. Kurzer Small-Talk mit dem Partner. Ab ins Bett. Jahr ein Jahr aus.

Das Leben läuft vereinfacht ausgedrückt wie das Autofahren. Automatisch. Wir tun es einfach, ohne uns bewusst dafür zu entscheiden.

Bedingt durch unser familiäres und kulturelles Umfeld, übernehmen wir Wege und Vorstellungen von anderen, welche wir mit in unser Lebensskript schreiben – die sogenannten Fremdeinflüsse. Wir nehmen gerne unsere Eltern als Vorbild. Was auch gut ist. Es gibt uns Halt. Doch sollten wir uns daran erinnern, dass das Leben unserer Eltern oder der Weg der besten Freundin, nicht unserer ist.

Auch sollten wir uns eines Tages von bestimmten Vorurteilen befreien bzw. sie hinterfragen.
Noten sagen nichts über uns aus. Nur weil wir einen bestimmten Beruf erlernt haben, bedeutet das nicht, dass wir diesen bis zur Rente ausüben werden. Der Ausbildungsberuf sollte als Türöffner in die Berufswelt verstanden werden. Und nicht jede Weiterbildung für den Kopf ist eine gute.

Freiheit entsteht im Kopf. Doch das Herz gehört dazu. Ist das Gefühl dabei, die Leidenschaft, ist viel gewonnen. Es bedarf jedoch einiges an Mut und Arbeit an einem selbst. Diese Schritte zu wagen und zu schauen, was versteckt sich hinter all den Kulissen und was aus meinem Drehbuch entspricht aus jetziger Sicht noch der Wahrheit.

Wir entscheiden, ob unser Leben mit einem Applaus oder mit einer Tragödie endet. Wir schreiben das Lebensskript selbst. Jeden Tag aufs Neue.

Um den Bogen zu schließen. Regen wir uns fürchterlich auf, fühlen uns verletzt und ergreifen womöglich die Flucht, so sollten wir uns einen Moment aus der Situation herausnehmen und in die Beobachterrolle gehen und uns fragen: „Wer reagiert hier gerade so? Wo kommt das her? Wo liegt die Wurzel meines Verhaltens?“

Erkennen wir, dass wir auf ein Programm zugreifen, welches aus der Kindheit rührt, sollten wir uns bewusst für eine andere, erwachsene Handlung entscheiden. Das bedeutet nicht, dass wir nie wütend oder sauer sein dürfen. Bitte, das gehört zum Leben dazu. Doch in einem gesunden Verhältnis.

Um dies zu veranschaulichen, ein Beispiel aus meinem Leben. In der Schule war ich in Deutsch eine Niete. Ich speicherte für mich ab, dass ich das nicht kann. Ich bin einfach schlecht. Jetzt: im Sommer erscheint mein zweites Buch und versuche mich im Schreiben von Artikeln. Den Zugang zur Sprache habe ich auf spielerische Art und Weise vor ein paar Jahren gefunden und dadurch mein Programm umgeschrieben.

Meine lieben Leser. Auf die Frage: „Wie schreibe ich mein Drehbuch am besten um“, gibt es keine Musterlösung. Als Coach und durch meine eigenen Erfahrungen habe ich natürlich einen gut gefüllten Werkzeugkasten an Tools und Tipps. Doch jeder Mensch ist anders. Jeder hat seinen eigenen Lösungsweg, Zeit und Reifeprozess. Geht hinaus in die Welt, probiert aus und findet das, was euch weiterbringt.

Mantras runter beten und Glaubenssätze verbrennen, reichen allerdings nicht. Ihr müsst euch euren Verhaltensmustern stellen. Sie hinterfragen. Eure Gedanken immer und immer wieder auf Wahrheit prüfen.

Wir können unsere eigene Freiheit nur alleine erlangen. Hilfe und Unterstützung ist immer da. Vorausgesetzt wir nehmen diese an.

Freiheit ist pure Verantwortung!

Wir übernehmen die volle Haftung für unsere Gedanken und Handlungen. Auch für das, was wir nicht tun. Freiheit bedeutet, dass wir aus dem Opfer-Täter-Spiel aussteigen. Sprich, nicht meine vermeintlich schreckliche Kindheit ist schuld an meinem verkorksten Leben. Nicht die Lehrer sind schuld, dass aus mir nichts geworden ist. Nicht der Exfreund ist der Schurke in meinem Leben.

Nein. Jeder erwachsene Mensch, der geschätzt und respektiert werden will, sollte im Einklang mit seinen Gefühlen und seinem Denken sein. Dies setzt ein waches Bewusstsein voraus, in dem wir erkennen, was uns die Welt spiegelt und dem entsprechend uns verhalten und handeln.

Wir kommen nicht als fertiger Mensch auf die Welt. Wir kommen als eine kleine Person auf die Erde mit einem unsagbaren Schatz an Potenzialen. Und jeder Mensch ist Einzigartig wie er ist. Daher liegt es bei jedem selbst, sein Leben in die Hand zu nehmen.

Freiheit im Kopf bedeutet, sich frei zu machen. Von Fremdeinflüssen, falsch interpretierten Informationen sowie Schmerz auflösen, der womöglich durch ein Missverständnis entstanden ist.

Unsere Gesellschaft, unser Land bietet uns so viele Möglichkeiten an. Wir lassen uns einfach nur viel zu sehr in Regeln und Systemen einsperren. Weil wir verlernt haben, uns selbst die Erfahrungsräume zu geben, in denen wir ausprobieren können, wer wir sind.

TRAUT EUCH.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es kein leichter Weg ist. Es braucht oftmals Jahre. Manchmal läuft alles super. Dann kracht die Welt wieder zusammen.

Doch es lohnt sich.

Liebe Grüße
Simone

Mai 20018 | www.simone-kreuzer.com

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