Im Gespräch mit einer Dirndl-Designerin

Die Leidenschaft ist die Quelle jeder Kunst.
Die Kunst selbst, ist ein Ausdruck des Künstlers.

von Simone Kreuzer

Die Dirndl-Designer Kristin Kreuzer im Interview

Wie kam es zu der Idee und wann wurde Kleiderkunst Couture zur Realität?

Das Label war ein Entwicklungsprozess. Bereits mit 20 Jahren schneiderte ich für meine Schwester, meine Freundin und für mich ein Dirndl, da mich das Angebot auf dem Markt qualitativ nicht überzeugte.
Nach meinem Abitur in Gestaltung absolvierte ich bei der S. Oliver GmbH & Co. KG eine zweijährige Ausbildung zur Modeschneiderin. Weiter ging es für mich nach Albstadt-Balingen. Hier studierte ich Bekleidungstechnik und schloss erfolgreich mit dem Bachelor of Engineering Clothing Technology ab.
Während meines Studiums war ich bei Drykorn in Kitzingen tätig. Ein fränkisches Modelabel, welches sich gekonnt mit Stil und unverkennbarem Design auf dem Markt etabliert hat. So bin ich meiner fränkischen Heimat – meinen Wurzeln – treu geblieben.
2011, mit 25 Jahren, erfolgte schließlich die Gründung des Labels Kleiderkunst Couture.

Wieso Dirndl?

Ein Dirndl spiegelt in einer sehr schnelllebigen Welt, das Beständige und Zeitlose wider. Ich war dem breiten Modezirkus – Wegwerfgesellschaft, Quantität statt Qualität, ständig wechselnder Trends, Fast Fashion – überdrüssig und wollte etwas erschaffen, was beides miteinander verbindet: Die Moderne und die Tradition.

Was treibt Dich an, immer weiter zu machen? Was inspiriert Dich? Gibt es ein Vorbild für Dich?

Die schönste Motivation für mich ist das Lächeln meiner Kundinnen. Das inspiriert mich wirklich. Natürlich hole ich mir auch weitere Anregungen: Z.B. in der Natur – die Farbkombinationen in Gärten – auf Messen, aktuelle Modetrends sowie traditionelle Elemente in der Dirndlwelt.
Vorbilder gibt es viele. Hauptsächlich sind es Menschen, die ihrer Leidenschaft nachgehen. Die das verwirklichen, wonach sich ihr Herz sehnt und nicht, weil sie in erster Linie damit Geld verdienen wollen. Menschen mit Leidenschaft für ihre Passion. Das ist es, was mich fasziniert und bereichert.

Was waren die größten Hindernisse für Dich in den letzten Jahren?

Die eigene Person steht oft einem selbst im Weg – sie grinst und schüttelt den Kopf. Ich war sehr jung, als ich das Label gründete und war mir meiner Stärken damals noch nicht so bewusst und zweifelte viel. Ich musste lernen, mich und mein Produkt zu verkaufen. Mich in die Öffentlichkeit trauen.
Dann ist da noch das Kapital. Ich hatte kein großes Startkapital. Daher musste ich von Beginn an alles reinarbeiten. Es gab keinen Puffer. Damit gehen die Existenzängste einher. Bleibe ich in der Selbstständigkeit oder doch im vermeintlich sicheren Angestelltenverhältnis.
Letztlich bin ich mir und meiner Leidenschaft treu geblieben, was mir hilft, Schritt für Schritt in meinen Wachstumsprozess zu investieren.

Wo siehst Du Dich in fünf Jahren mit Deiner Firma?

Anm.: Das Strahlen in den Augen der Designerin mit dem wissenden Blick „Ich weiß wohin ich will“, ist deutlich zu spüren.
Ein kleines, feines und exklusives Geschäft mit meiner besten Freundin, die ebenfalls in der Modebranche groß geworden ist. Vielleicht mit zwei bis drei Angestellten.
Ein Ort, an dem Frau gerne Stammkundin ist. Inmitten erlesener Produkte, bei einem fränkischen Secco und dabei unterhaltsame Gespräche führen.
Kurz: Ein Geschäft, in dem sich jede Kundin ihren persönlichen Auftritt abholt.

Unsere Gesellschaft ist sehr schnelllebig. Instagram und Co gehören zum Alltag dazu. Die Digitalisierung ist auf der Überholspur und alles kann auf Amazon gekauft werden. Wie stehst du dazu und wo findest du mit deinen Produkten hier deinen Platz?

Seit der Industrialisierung ist Massenware an der Tagesordnung.
Die Globalisierung mit ihrem Fortschritt ist ein guter Gedanke, weil wir vieles besser erreichen können. Wir wachsen mehr zusammen.
Daneben ist die Welt im Zuge der Digitalisierung viel schnelllebiger geworden. Trends zum Beispiel sind sehr sprunghaft und von heute auf morgen In und plötzlich verschwunden. Heute sind wir Veganer, morgen sind wir Turnbeutelträger. Vieles ähnelt sich. Auch in den Kleiderschränken der Menschen.
Was sich verloren hat, ist die Individualität.
Mit meiner Philosophie der Exklusivität bediene ich einen kleinen bis mittleren Markt. Meine Dirndl auf Amazon zu vertreiben, ist daher ein Widerspruch.
Ich versuche mir und meinem Handwerk treu zu bleiben und setze mit meinem Label ein Statement: Das Handwerk ist ein Goldstück der deutschen Wirtschaft und darf und muss wieder mehr aufblühen. Dazu will ich mit Kleiderkunst Couture ein Stück weit beitragen.

Welche Menschen unterstützen Dich auf Deinem Weg?

Das sind in aller erster Linie meine Eltern und meine Schwester.
Die Dankbarkeit ist ihr anzumerken.
Der tägliche Austausch, die Tipps, die sie mir mit auf meinen Weg geben. Sie sind wie Arbeitskollegen. Natürlich auch der finanzielle Rückhalt, den ich von meinen Eltern bekommen habe, um meinen Traum zu verwirklichen.
Auch sind es Freunde, die für mich Werbung machen.
Was ein großes Geschenk meiner Arbeit ist, ist das Lächeln der Kundinnen, die mir stolz ein Foto von sich in ihrem Dirndlkleid schicken und ich dieses auf Instagram veröffentlichen darf.
Kein Geld der Welt kann dir dieses Gefühl der Wertschätzung vermitteln.

Was zeichnet Dich und Dein Label aus?

Ich habe das Handwerk von der Pike auf gelernt. Meine Mutter ist Schneiderin. Ich saß als Kind bereits an der Nähmaschine und schaute ihr über die Schultern. Mit der Zeit eignete ich mir viel Fachwissen und die dazu gehörigen Fertigkeiten an. Meine Liebe zum Detail und meine Vorstellung vom perfekten Kleidungsstück fließt in jede Kollektion mit ein.
Ich vertrete eine klare Philosophie: Die Schnitte mit der daraus resultierenden besten Passform für meine Kollektionen kreiere ich selbst. Die hochwertigen, von mir verwendeten Materialien, kommen aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Gesellschaftliche Verantwortung und nachhaltiges Handeln sind für mich und meine Unternehmung wichtig.

Was bedeutet für Dich Erfolg?

Wenn ich abends mit einem Lächeln einschlafe. Die strahlenden Gesichter der Kunden, wenn sie ihr Dirndl bei mir abholen und es stolz anderen präsentieren und einem somit ganz viel Respekt und Wertschätzung für die erbrachte Leistung entgegenbringen.
Geld: Ist ein Zucker und nicht die Quintessenz von Erfolg.

Was kannst Du den Lesern mit auf ihren eigenen Weg geben?

Liebe Leserinnen, habt Mut zu reflektieren und euch umzusehen. Was könnt ihr gut? Was macht euch Spaß? Macht einen Schritt nach dem anderen. Es kann mit dem Hobby beginnen.
Schwimmt mit eurer Energie. So kommt ihr jeden Tag euren Träumen näher.
Vielleicht ist es nicht das Restaurant an der Luxusstraße. Vielleicht ist es das kleine Café an einem schönen Strand, das dich glücklich macht.

Jagt nicht dem Geld hinterher. Träume folgen dem Herzen.

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